Kulturabend zum „Hotspot der Artenvielfalt“ in Sandhof
Am 19.03.2022 hatte der Kultur- und Heimatverein Wooster Heide e. V. in das Dorfgemeinschaftshaus in Sandhof eingeladen. Thema war die Sandheide Retzow – Stepenitz, vorgestellt durch Udo Steinhäuser.
Im ersten Teil ging es um allgemeine Daten und die geschichtliche Entwicklung dieses ehemaligen Truppenübungsplatzes, insbesondere um die Zeit ab 1990. Dieser wurde durch die Rote Armee speziell zur Ausbildung im Häuserkampf genutzt. Dabei kam nicht nur Fußvolk zum Einsatz, sondern auch das Schießen durch Panzer oder die zielgenaue Bombardierung aus der Luft wurde mit Bomben bis zu zehn Zentnern trainiert. Mit zusätzlichen Aufnahmen zeigte Herr Steinhäuser, wie der Platz aufgebaut war und welches Bild sich nach Abzug der Roten Armee hier bot. Da hier kein guter Boden (Sander) war, lohnte sich keine Landwirtschaft und so kam man auf die Idee, durch Gründung eines Vereins (FAL e.V.) hier aus der Heide ein einmaliges Naturschutzgebiet zu schaffen bzw. es zu erhalten. Dabei konnten EU-Fördermittel genutzt werden, um in einem komplexen Gesamtkonzept neben der Heide auch den Wangeliner Garten oder das Lehmmuseum aufzubauen. Das größte Problem stellten aber die Altlasten in Form von Gebäuden, abgewrackten Fahrzeugen und sehr viel Munition dar. In drei Runden – 1994,1998 und 2003 – wurden Munitionsbergungen durch Spezialfirmen mit gesondertem Gerät durchgeführt. Dadurch konnten 136 ha von Bomben, Granaten, Kugeln und ähnlichem befreit und somit der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden (siehe blauer Bereich auf dem Foto). Ein größerer Teil wird nicht beräumt werden, sondern der Natur zur freien Entfaltung überlassen. Dort wachsen dann wieder Bäume und Sträucher wie Urwald, denn der Bereich der Heide wird entsprechend gepflegt, um so erhalten zu werden.
Im zweiten Teil wurde dann die Flora und Fauna näher betrachtet. Mit eindrucksvollen Zahlen und Bildern zeigte Herr Steinhäuser eine einzigartige Naturwelt, da sich in Heidelandschaften eine sehr besondere und nur hier vorkommende Artenvielfalt bildet. Hier leben unter anderem über 344 Spinnenarten, über 733 verschiedene Schmetterlingsarten wurden hier festgestellt und die Liste kann man weiter fortführen. Ein Wolfsrudel ist zurückgekehrt und im letzten Jahr konnten durch Kooperation und Austausch mit den Brandenburger Kollegen Bruterfolge beim Vogel des Jahres 2022 – dem Wiederhopf – gefeiert werden.
Ein toller und begeisternder Vortrag mit Bildern und Tönen unterstützt.
(Jana Egg-Fleischer)